Krisen - sie bezeichnen das, was eigentlich undenkbar ist: Die Ereignisse uberschlagen sich, werden als unkalkulierbar wahrgenommen, ihr Ausgang ist ungewiss. Andererseits wird Krisen mit festen sprachlichen Mustern begegnet. In der Kommunikation wird ihnen ein logischer Ablauf, ein Telos unterstellt. Damit sind sie nicht nur Mittel zur Zukunftsbewaltigung, sondern sie ordnen auch den Blick in die Vergangenheit: In den historischen Wissenschaften dient das Schlagwort der Krise sowohl interdisziplinar als auch transepochal als Leitbegriff, um Kontinuitaten wie auch Wandel zu erklaren. Die Vielzahl der konstatierten Krisen lasst freilich zweifeln, wie sich ein breit gefasster Krisenbegriff hermeneutisch schlussig definieren lasst. Wann ist eine Ereigniskette als "Krisenzeit" zu qualifizieren? Wie bestandig sind solche Qualifizierungen? Zugleich stellt sich die Frage nach der narrativen Konstruktion solcher "Krisengeschichten": Notigt der Fokus auf Krisen zu einer bestimmten Strukturierung des Stoffs, zu einem bestimmten Darstellungsziel? Formt er damit implizit unsere Forschungsaussagen?
Pages
432
Format
Paperback
Publisher
Franz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH
Release
April 19, 2013
ISBN
3515096590
ISBN 13
9783515096591
Krisengeschichte(n): Krise' ALS Leitbegriff Und Erzahlmuster in Kulturwissenschaftlicher Perspektive
Krisen - sie bezeichnen das, was eigentlich undenkbar ist: Die Ereignisse uberschlagen sich, werden als unkalkulierbar wahrgenommen, ihr Ausgang ist ungewiss. Andererseits wird Krisen mit festen sprachlichen Mustern begegnet. In der Kommunikation wird ihnen ein logischer Ablauf, ein Telos unterstellt. Damit sind sie nicht nur Mittel zur Zukunftsbewaltigung, sondern sie ordnen auch den Blick in die Vergangenheit: In den historischen Wissenschaften dient das Schlagwort der Krise sowohl interdisziplinar als auch transepochal als Leitbegriff, um Kontinuitaten wie auch Wandel zu erklaren. Die Vielzahl der konstatierten Krisen lasst freilich zweifeln, wie sich ein breit gefasster Krisenbegriff hermeneutisch schlussig definieren lasst. Wann ist eine Ereigniskette als "Krisenzeit" zu qualifizieren? Wie bestandig sind solche Qualifizierungen? Zugleich stellt sich die Frage nach der narrativen Konstruktion solcher "Krisengeschichten": Notigt der Fokus auf Krisen zu einer bestimmten Strukturierung des Stoffs, zu einem bestimmten Darstellungsziel? Formt er damit implizit unsere Forschungsaussagen?