Read Anywhere and on Any Device!

Subscribe to Read | $0.00

Join today and start reading your favorite books for Free!

Read Anywhere and on Any Device!

  • Download on iOS
  • Download on Android
  • Download on iOS

Die Stadt N.

Die Stadt N.

Peter Urban
0/5 ( ratings)
Dobyčin geriet 1935 ins Zentrum der berüchtigten Formalismus-Debatte, er wurde als Volksfeind bezeichnet. Der Roman Die Stadt N. erschien 1935, ein Jahr danach starb der Autor. Man hat lange geglaubt, er hätte sich das Leben genommen. Seit die Berichte der NKVD-Spitzel bekannt sind, die ihn in seinen Leningrader Jahren beschattet haben, sind Zweifel an dieser Version aufgekommen.

In dem Roman, an dem Dobyčin seit 1928 arbeitete, schildert er eine kleinbürgerliche Kindheit in der russischen Provinz – schon dies war ein Affront für die damaligen Literaturbeamten, weil er weder den heldenhaften Aufbau noch einen neuen Menschen zum Thema macht. In der Kleinstadt scheint die Zeit stillzustehen, die Entwicklung des einsamen Jungen bleibt völlig unberührt von politischem Geschehen. Schon das war zur Zeit des sozialistischen Aufbruchs ein Tabubruch. Die Stadt N. ist auch eine Fallstudie über frühkindliche Sexualität und die Neigung zu gleichgeschlechtlicher Liebe – und diese war in der UdSSR ein kriminelles Delikt.

Leonid Dobyčin gilt als Meister der Lakonie, der Miniaturen und Momentaufnahmen skizziert, die das Schöne und das Banale, Schrecken und Normalität so nebeneinander stellen, daß die nette Kleinstadt und der unsichere Junge keinen Gedanken an Idylle aufkommen lassen. Der junge Ich-Erzähler erweist sich als kleiner Spießer und muß am Ende erkennen, daß er die Dinge wegen seiner Kurzsichtigkeit „falsch wahrgenommen" hat. Die Provokation besteht schon darin, daß sich der Autor von der Gegenwart abwendet, die kleinlichen Anliegen der Bewohner und auch das Vielvölkergemisch der baltisch-russischen Provinz mit allen religiösen und nationalen Konflikten schildert. Die Intention wurde, wie die ersten Rezensionen zeigen, sehr wohl verstanden.
Language
German
Pages
230
Format
Hardcover
Release
January 01, 1935
ISBN 13
9783932109614

Die Stadt N.

Peter Urban
0/5 ( ratings)
Dobyčin geriet 1935 ins Zentrum der berüchtigten Formalismus-Debatte, er wurde als Volksfeind bezeichnet. Der Roman Die Stadt N. erschien 1935, ein Jahr danach starb der Autor. Man hat lange geglaubt, er hätte sich das Leben genommen. Seit die Berichte der NKVD-Spitzel bekannt sind, die ihn in seinen Leningrader Jahren beschattet haben, sind Zweifel an dieser Version aufgekommen.

In dem Roman, an dem Dobyčin seit 1928 arbeitete, schildert er eine kleinbürgerliche Kindheit in der russischen Provinz – schon dies war ein Affront für die damaligen Literaturbeamten, weil er weder den heldenhaften Aufbau noch einen neuen Menschen zum Thema macht. In der Kleinstadt scheint die Zeit stillzustehen, die Entwicklung des einsamen Jungen bleibt völlig unberührt von politischem Geschehen. Schon das war zur Zeit des sozialistischen Aufbruchs ein Tabubruch. Die Stadt N. ist auch eine Fallstudie über frühkindliche Sexualität und die Neigung zu gleichgeschlechtlicher Liebe – und diese war in der UdSSR ein kriminelles Delikt.

Leonid Dobyčin gilt als Meister der Lakonie, der Miniaturen und Momentaufnahmen skizziert, die das Schöne und das Banale, Schrecken und Normalität so nebeneinander stellen, daß die nette Kleinstadt und der unsichere Junge keinen Gedanken an Idylle aufkommen lassen. Der junge Ich-Erzähler erweist sich als kleiner Spießer und muß am Ende erkennen, daß er die Dinge wegen seiner Kurzsichtigkeit „falsch wahrgenommen" hat. Die Provokation besteht schon darin, daß sich der Autor von der Gegenwart abwendet, die kleinlichen Anliegen der Bewohner und auch das Vielvölkergemisch der baltisch-russischen Provinz mit allen religiösen und nationalen Konflikten schildert. Die Intention wurde, wie die ersten Rezensionen zeigen, sehr wohl verstanden.
Language
German
Pages
230
Format
Hardcover
Release
January 01, 1935
ISBN 13
9783932109614

Rate this book!

Write a review?

loader