Aus einer finanziellen Notlage heraus wurde Amelie die Geliebte des Grafen Benno von Arnstein. Nachdem der Graf durch einen Unfall zu Tode kommt, wendet sie sich an seinen Bruder Klaus, um ein Empfehlungsschreiben zu erhalten, mit dem sie als Gouvernante oder Gesellschafterin arbeiten kann. Klaus von Arnstein glaubt nicht an den Unfalltod. Da er bei einer Schlacht auf der Krim erblindet ist, sagt er Amelie die Empfehlung zu, wenn sie ihm hilft, den Tod seines Bruders aufzuklären ...
Ein Liebesroman aus dem alten Wien, ca 200 Seiten
Marie Andrevsky lebt mit ihrer Familie in Wien. Sie spricht mehrere Sprachen und erlag schon früh der Faszination des Schreibens. In ihren Geschichten erwacht das alte Wien mit all seiner Pracht wieder zum Leben
Leseprobe:
„Sie soll hereinkommen, in Gottes Namen“, hörte Amelie eine Stimme und drehte sich um. Erst jetzt sah sie die angelehnte Tapetentür.
Ohne den Diener eines weiteren Blickes zu würdigen, rauschte Amelie an ihm vorbei und kam im nächsten Zimmer abrupt zum Stehen.
Ein Mann saß auf einer Chaiselongue, ein Bein auf der Sitzfläche ausgestreckt. Er trug keine Schuhe und keine Strümpfe. Da der Morgenmantel aus gelben Brokat offen stand, sah Amelie, dass er auch kein Hemd trug. Sein aschblondes Haar hing ihm strähnig und unfrisiert ins Gesicht. Ein Gesicht, das zur Hälfte von einer dunklen, silbergerahmten Brille verdeckt wurde.
Er machte eine vage Handbewegung in ihre Richtung. „Nehmen Sie Platz, Frau ...“
„Fräulein Schrödinger“, ergänzte Amelie.
Er nahm einen Zug von der dünnen Zigarre, die er in seiner Hand hielt. „Fräulein Schrödinger also. Gut. Was ist so dringend, dass Sie Verabredungen erfinden müssen, um mit mir zu sprechen?“
Dieser Gesprächsbeginn war nicht gerade dazu angetan, Amelie zu ermutigen. „Ich bin ... war ... eine Bekannte von Benno.“
Er schwieg und machte einen weiteren Zug von seiner Zigarre.
„Ich ... er ... wir ...“, sie brach ab und nagte an ihrer Unterlippe. Die vorbereiteten Worte hatten sich in einen dunklen Winkel ihres Verstandes geflüchtet und waren nicht bereit, von dort hervorzukommen.
Amelie sah, wie er nach der Kaffeetasse auf dem Tisch griff. Aber er griff nicht, er tastete. Ihr Blick flog zu seinem Gesicht, das starr nach vorne gerichtet war.
Mehrere Dinge fielen ihr in diesem Moment gleichzeitig ein. Sie saß einem Mann gegenüber, von dem sie außer seinem Nachnamen nichts wusste, der in unpassender Aufmachung weiblichen Besuch empfing und der ... blind war.
Er stellte die Tasse zurück auf den Tisch oder zumindest dorthin, wo er den Tisch vermutete. Amelie packte sie, ehe sie zu Boden fiel. Ihre Finger berührten kurz die seinen.
„Danke. Also, was wollen Sie?“
Amelie holte tief Luft. „Ich war eine gute Bekannte von Benno, besser gesagt eine sehr gute Freundin. Und jetzt wo er tot ist, brauche ich ... wollte ich ... fragen ...“
Der Mann setzte sich auf und stellte sein Bein auf den Boden. Die ruhige Gelassenheit war aus seiner Haltung gewichen. Stattdessen strahlte er eisige Ablehnung aus.
„Sie waren die Geliebte meines Bruders und jetzt sind Sie schwanger und glauben, dass Sie sich damit Ihr weiteres Leben finanzieren können“, stellte er schneidend fest.
Alle Farbe wich aus Amelies Gesicht. „Nein, so ist es nicht“, stammelte sie. „Nicht ... nicht ganz.“
„Wenn es nicht so ist, dann hätten Sie vielleicht die Güte mir zu enthüllen, wie es ist.“ Sarkasmus troff aus seinen Worten.
Amelie drückte die Schultern durch.
Aus einer finanziellen Notlage heraus wurde Amelie die Geliebte des Grafen Benno von Arnstein. Nachdem der Graf durch einen Unfall zu Tode kommt, wendet sie sich an seinen Bruder Klaus, um ein Empfehlungsschreiben zu erhalten, mit dem sie als Gouvernante oder Gesellschafterin arbeiten kann. Klaus von Arnstein glaubt nicht an den Unfalltod. Da er bei einer Schlacht auf der Krim erblindet ist, sagt er Amelie die Empfehlung zu, wenn sie ihm hilft, den Tod seines Bruders aufzuklären ...
Ein Liebesroman aus dem alten Wien, ca 200 Seiten
Marie Andrevsky lebt mit ihrer Familie in Wien. Sie spricht mehrere Sprachen und erlag schon früh der Faszination des Schreibens. In ihren Geschichten erwacht das alte Wien mit all seiner Pracht wieder zum Leben
Leseprobe:
„Sie soll hereinkommen, in Gottes Namen“, hörte Amelie eine Stimme und drehte sich um. Erst jetzt sah sie die angelehnte Tapetentür.
Ohne den Diener eines weiteren Blickes zu würdigen, rauschte Amelie an ihm vorbei und kam im nächsten Zimmer abrupt zum Stehen.
Ein Mann saß auf einer Chaiselongue, ein Bein auf der Sitzfläche ausgestreckt. Er trug keine Schuhe und keine Strümpfe. Da der Morgenmantel aus gelben Brokat offen stand, sah Amelie, dass er auch kein Hemd trug. Sein aschblondes Haar hing ihm strähnig und unfrisiert ins Gesicht. Ein Gesicht, das zur Hälfte von einer dunklen, silbergerahmten Brille verdeckt wurde.
Er machte eine vage Handbewegung in ihre Richtung. „Nehmen Sie Platz, Frau ...“
„Fräulein Schrödinger“, ergänzte Amelie.
Er nahm einen Zug von der dünnen Zigarre, die er in seiner Hand hielt. „Fräulein Schrödinger also. Gut. Was ist so dringend, dass Sie Verabredungen erfinden müssen, um mit mir zu sprechen?“
Dieser Gesprächsbeginn war nicht gerade dazu angetan, Amelie zu ermutigen. „Ich bin ... war ... eine Bekannte von Benno.“
Er schwieg und machte einen weiteren Zug von seiner Zigarre.
„Ich ... er ... wir ...“, sie brach ab und nagte an ihrer Unterlippe. Die vorbereiteten Worte hatten sich in einen dunklen Winkel ihres Verstandes geflüchtet und waren nicht bereit, von dort hervorzukommen.
Amelie sah, wie er nach der Kaffeetasse auf dem Tisch griff. Aber er griff nicht, er tastete. Ihr Blick flog zu seinem Gesicht, das starr nach vorne gerichtet war.
Mehrere Dinge fielen ihr in diesem Moment gleichzeitig ein. Sie saß einem Mann gegenüber, von dem sie außer seinem Nachnamen nichts wusste, der in unpassender Aufmachung weiblichen Besuch empfing und der ... blind war.
Er stellte die Tasse zurück auf den Tisch oder zumindest dorthin, wo er den Tisch vermutete. Amelie packte sie, ehe sie zu Boden fiel. Ihre Finger berührten kurz die seinen.
„Danke. Also, was wollen Sie?“
Amelie holte tief Luft. „Ich war eine gute Bekannte von Benno, besser gesagt eine sehr gute Freundin. Und jetzt wo er tot ist, brauche ich ... wollte ich ... fragen ...“
Der Mann setzte sich auf und stellte sein Bein auf den Boden. Die ruhige Gelassenheit war aus seiner Haltung gewichen. Stattdessen strahlte er eisige Ablehnung aus.
„Sie waren die Geliebte meines Bruders und jetzt sind Sie schwanger und glauben, dass Sie sich damit Ihr weiteres Leben finanzieren können“, stellte er schneidend fest.
Alle Farbe wich aus Amelies Gesicht. „Nein, so ist es nicht“, stammelte sie. „Nicht ... nicht ganz.“
„Wenn es nicht so ist, dann hätten Sie vielleicht die Güte mir zu enthüllen, wie es ist.“ Sarkasmus troff aus seinen Worten.
Amelie drückte die Schultern durch.