Es ist ein verbreitetes Ph�nomen unserer moralischen Urteilspraxis, dass wir herausragende moralische Handlungen bisweilen als moralisch wertvoll und dennoch nicht als moralisch geboten beurteilen, d.i. als supererogatorisch. F�r die kantische Ethik stellt diese Beobachtung eine Herausforderung dar. Nicht nur verf�gt sie nicht �ber eine Kategorie der Supererogation, vielmehr scheinen die wenigen Stellen, an denen sich Kant explizit mit moralisch herausragendem Handeln befasst, auf den ersten Blick daf�r zu sprechen, dass eine solche Urteilspraxis schlicht als fehlerhaft zur�ckzuweisen ist. Dagegen arbeitet die Studie heraus, dass die kantische Ethik einen theoretischen Rahmen f�r eine nuancierte moralpsychologische Analyse dieser Praxis bietet: Moralisch herausragende Handlungen als supererogatorisch zu betrachten erweist sich demnach einerseits als vielschichtige Gef�hrdung der eigenen Moralit�t, andererseits vermag das gute Exempel anderer unter bestimmten Bedingungen durchaus zur Bef�rderung der eigenen Moralit�t beizutragen. Die Studie tr�gt zu einem differenzierteren Verst�ndnis der kantischen Ethik bei und weist eine genuin kantische Perspektive auf Supererogation als systematisch anschlussf�hig an aktuelle Debatten aus.
Pages
186
Format
ebook
Publisher
de Gruyter
Release
March 23, 2020
ISBN
3110674726
ISBN 13
9783110674729
Die Kraft Des Exempels: Eine Kantische Perspektive Auf Das Problem Der Supererogation
Es ist ein verbreitetes Ph�nomen unserer moralischen Urteilspraxis, dass wir herausragende moralische Handlungen bisweilen als moralisch wertvoll und dennoch nicht als moralisch geboten beurteilen, d.i. als supererogatorisch. F�r die kantische Ethik stellt diese Beobachtung eine Herausforderung dar. Nicht nur verf�gt sie nicht �ber eine Kategorie der Supererogation, vielmehr scheinen die wenigen Stellen, an denen sich Kant explizit mit moralisch herausragendem Handeln befasst, auf den ersten Blick daf�r zu sprechen, dass eine solche Urteilspraxis schlicht als fehlerhaft zur�ckzuweisen ist. Dagegen arbeitet die Studie heraus, dass die kantische Ethik einen theoretischen Rahmen f�r eine nuancierte moralpsychologische Analyse dieser Praxis bietet: Moralisch herausragende Handlungen als supererogatorisch zu betrachten erweist sich demnach einerseits als vielschichtige Gef�hrdung der eigenen Moralit�t, andererseits vermag das gute Exempel anderer unter bestimmten Bedingungen durchaus zur Bef�rderung der eigenen Moralit�t beizutragen. Die Studie tr�gt zu einem differenzierteren Verst�ndnis der kantischen Ethik bei und weist eine genuin kantische Perspektive auf Supererogation als systematisch anschlussf�hig an aktuelle Debatten aus.