Read Anywhere and on Any Device!

Subscribe to Read | $0.00

Join today and start reading your favorite books for Free!

Read Anywhere and on Any Device!

  • Download on iOS
  • Download on Android
  • Download on iOS

Auf dem moralischen Prüfstand: Genetik - Die ethische Problematik der Embryonen-Forschung

Auf dem moralischen Prüfstand: Genetik - Die ethische Problematik der Embryonen-Forschung

Claus Malatiésta
0/5 ( ratings)
Mit der Genetik öffnet sich ein heikles Kapitel der ethischen Einordnung. Heikel deswegen, weil mit dieser Technik in die Grundsubstanz menschlichen Lebens eingegriffen wird und im Fall der noch untersagten Klonierung ad absurdum geführt würde. Entsprechend ist über beides nachzudenken.

Genetik ist selbst als Erkenntnisbereich, d.h. noch vor aller Anwendung, keineswegs neutral. Indem sie sich mit der menschlichen Kernsubstanz beschäftigt, verändert sie bereits das Menschbild hin zu einem verobjektivierten Menschen, zunächst im Teil und letztlich im ganzen. Die ethische Fragestellung dieses problematischen Verhältnisses wird mit dem Begriffspaar Zweck und Mittel umschrieben, genauer in der Verhältnisbestimmung, ob der Mensch, hier als Produkt seiner Gene, Mittel sein kann oder stets Zweck an sich zu sein hat. In der Kantischen Terminologie bedeutet dies, daß der Mensch nicht Zweck zu und für irgend etwas, vielmehr Zweck an sich selbst sein und bleiben muß. Die philosophische Diskussion tendiert dabei zur These des Menschen als Zweck an sich selbst.

Gilt dies aber, dann sind Eingriffe, wie die Genetik sie nahelegt bzw. plant, sehr schnell im Bereich des Mittels, das dem Zweck seine Unantastbarkeit nimmt. Die Ethik der Genetik umschließt diese Thematik. Nimmt man religiöse Positionen hinzu, wird der Genetik zwar nicht als Kenntnisbereich, wohl aber in der Anwendung sehr schnell der Boden entzogen. Sie befindet sich gerade wegen ihrer Erfolge in permanenter Gefahr, zum verobjektivierten Menschen zu tendieren.

Gemessen an der Tendenz der Zeit sind beide, Ethik und Religion, in einer Defensiv-Situation, hervorgebracht durch eine versubjektivierte Gesellschaft. Wenn in historischer Sicht die Freiheit der Aufklärung vor allem eine Freiheit von der Moral war, so ist Freiheit heute vorwiegend das Ergebnis einer Bindungslosigkeit von vielfach genereller Natur. Ein Kult des Singulären, wenn man so will.

Folglich wird man überdenken müssen, ob die Befreiung von überkommener Moral nicht zu deren Versubjektivierung oder zu ihrer Negation führt. Eine Neubewertung könnte im Gegensatz zu dieser Tendenz in dem bestehen, was man eine Befreiung zur Moralität nennt.

Von daher erweist sich die medizinisch-technische Forschung im Bereich Genetik als ein Prüfungsfeld, in dem es um die biologische Grundstruktur menschlichen Seins geht. In der Beschäftigung mit der Genetik verändert sich der ethisch orientierte Blick: aus einer Begrifflichkeit des Sollens wird es zur Frage der Sinnhaftigkeit genetischen Handelns kommen müssen, um in diesem Bereich das Zuträgliche und Machbare zu bestimmen. Beides wird letztlich an einem Menschenbild gemessen werden, das des Widerstandes gegen die Verobjektivierung fähig ist.
Language
English
Pages
13
Format
Kindle Edition
Release
January 15, 2014

Auf dem moralischen Prüfstand: Genetik - Die ethische Problematik der Embryonen-Forschung

Claus Malatiésta
0/5 ( ratings)
Mit der Genetik öffnet sich ein heikles Kapitel der ethischen Einordnung. Heikel deswegen, weil mit dieser Technik in die Grundsubstanz menschlichen Lebens eingegriffen wird und im Fall der noch untersagten Klonierung ad absurdum geführt würde. Entsprechend ist über beides nachzudenken.

Genetik ist selbst als Erkenntnisbereich, d.h. noch vor aller Anwendung, keineswegs neutral. Indem sie sich mit der menschlichen Kernsubstanz beschäftigt, verändert sie bereits das Menschbild hin zu einem verobjektivierten Menschen, zunächst im Teil und letztlich im ganzen. Die ethische Fragestellung dieses problematischen Verhältnisses wird mit dem Begriffspaar Zweck und Mittel umschrieben, genauer in der Verhältnisbestimmung, ob der Mensch, hier als Produkt seiner Gene, Mittel sein kann oder stets Zweck an sich zu sein hat. In der Kantischen Terminologie bedeutet dies, daß der Mensch nicht Zweck zu und für irgend etwas, vielmehr Zweck an sich selbst sein und bleiben muß. Die philosophische Diskussion tendiert dabei zur These des Menschen als Zweck an sich selbst.

Gilt dies aber, dann sind Eingriffe, wie die Genetik sie nahelegt bzw. plant, sehr schnell im Bereich des Mittels, das dem Zweck seine Unantastbarkeit nimmt. Die Ethik der Genetik umschließt diese Thematik. Nimmt man religiöse Positionen hinzu, wird der Genetik zwar nicht als Kenntnisbereich, wohl aber in der Anwendung sehr schnell der Boden entzogen. Sie befindet sich gerade wegen ihrer Erfolge in permanenter Gefahr, zum verobjektivierten Menschen zu tendieren.

Gemessen an der Tendenz der Zeit sind beide, Ethik und Religion, in einer Defensiv-Situation, hervorgebracht durch eine versubjektivierte Gesellschaft. Wenn in historischer Sicht die Freiheit der Aufklärung vor allem eine Freiheit von der Moral war, so ist Freiheit heute vorwiegend das Ergebnis einer Bindungslosigkeit von vielfach genereller Natur. Ein Kult des Singulären, wenn man so will.

Folglich wird man überdenken müssen, ob die Befreiung von überkommener Moral nicht zu deren Versubjektivierung oder zu ihrer Negation führt. Eine Neubewertung könnte im Gegensatz zu dieser Tendenz in dem bestehen, was man eine Befreiung zur Moralität nennt.

Von daher erweist sich die medizinisch-technische Forschung im Bereich Genetik als ein Prüfungsfeld, in dem es um die biologische Grundstruktur menschlichen Seins geht. In der Beschäftigung mit der Genetik verändert sich der ethisch orientierte Blick: aus einer Begrifflichkeit des Sollens wird es zur Frage der Sinnhaftigkeit genetischen Handelns kommen müssen, um in diesem Bereich das Zuträgliche und Machbare zu bestimmen. Beides wird letztlich an einem Menschenbild gemessen werden, das des Widerstandes gegen die Verobjektivierung fähig ist.
Language
English
Pages
13
Format
Kindle Edition
Release
January 15, 2014

Rate this book!

Write a review?

loader