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Ontologie der Toleranz - Von Lessings Ring-Parabel bis zur versubjektivierten Gesellschaft der Gegenwart

Ontologie der Toleranz - Von Lessings Ring-Parabel bis zur versubjektivierten Gesellschaft der Gegenwart

Claus Malatiésta
0/5 ( ratings)
Beim Thema "Toleranz" erweist sich ein kurzer historischer Rückblick als nicht uninteressant. Die heutige Menschenrechts-Konvention mit ihrem Toleranz-Gebot in bezug auf Religion geht auf die Französische Revolution zurück. Die damaligen Revolutionäre vertraten die Ansicht, daß niemand wegen seiner religiösen Überzeugung verfolgt werden dürfe. Dieser Grundsatz wurde wenig später durch eine neue Formulierung verschärft: Religion, so hieß es nun, sei Meinung, und da jedermann eine Meinung zu haben und zu vertreten berechtigt sei, könne er aufgrund eben seiner Meinung weder politisch noch menschlich diskriminiert werden.

Zwar bleibt Religion bis heute das wesentliche Anwendungsfeld der Toleranz, gleichwohl ist die französisch sachliche und sprachliche Präzisierung des Religionsthemas auf Meinung hin grundlegend für das Toleranzverständnis von heute. Versteht man Religion in ihrem umfassenden Anspruch als "Wahrheit", dann bedeutet die französische Umdeutung, daß die Wahrheit, die zu tolerieren ist, zur Wahrheit der Person wird, die sie vertritt. Im Vokabular der französischen Revolution bedeutet der Sachverhalt, daß Wahrheit im Umgang von Menschen untereinander zur Meinung wird und folglich auch als Meinung vertreten werden darf und kann. Siehe oben.

In der deutschen Geistesgeschichte wurde Lessings Schauspiel "Nathan der Weise" mit der darin enthaltenen Ring-Parabel zum Bilderbuch-Fall vorexerzierbarer Toleranz. Die Parabel verdeutlicht dabei das thematische Nebeneinander-Bestehen letzter Aussagen, nicht jedoch die darin liegende Folge. Diese relativiert den Wahrheitsanspruch einer jeden vom Einzelnen einnehmbaren Position als eine zwar behauptbare, jedoch nicht zwischenmenschlich durchsetzbare Überzeugung im Sinne politischer Dominanz.
Language
English
Pages
27
Format
Kindle Edition
Release
January 15, 2014

Ontologie der Toleranz - Von Lessings Ring-Parabel bis zur versubjektivierten Gesellschaft der Gegenwart

Claus Malatiésta
0/5 ( ratings)
Beim Thema "Toleranz" erweist sich ein kurzer historischer Rückblick als nicht uninteressant. Die heutige Menschenrechts-Konvention mit ihrem Toleranz-Gebot in bezug auf Religion geht auf die Französische Revolution zurück. Die damaligen Revolutionäre vertraten die Ansicht, daß niemand wegen seiner religiösen Überzeugung verfolgt werden dürfe. Dieser Grundsatz wurde wenig später durch eine neue Formulierung verschärft: Religion, so hieß es nun, sei Meinung, und da jedermann eine Meinung zu haben und zu vertreten berechtigt sei, könne er aufgrund eben seiner Meinung weder politisch noch menschlich diskriminiert werden.

Zwar bleibt Religion bis heute das wesentliche Anwendungsfeld der Toleranz, gleichwohl ist die französisch sachliche und sprachliche Präzisierung des Religionsthemas auf Meinung hin grundlegend für das Toleranzverständnis von heute. Versteht man Religion in ihrem umfassenden Anspruch als "Wahrheit", dann bedeutet die französische Umdeutung, daß die Wahrheit, die zu tolerieren ist, zur Wahrheit der Person wird, die sie vertritt. Im Vokabular der französischen Revolution bedeutet der Sachverhalt, daß Wahrheit im Umgang von Menschen untereinander zur Meinung wird und folglich auch als Meinung vertreten werden darf und kann. Siehe oben.

In der deutschen Geistesgeschichte wurde Lessings Schauspiel "Nathan der Weise" mit der darin enthaltenen Ring-Parabel zum Bilderbuch-Fall vorexerzierbarer Toleranz. Die Parabel verdeutlicht dabei das thematische Nebeneinander-Bestehen letzter Aussagen, nicht jedoch die darin liegende Folge. Diese relativiert den Wahrheitsanspruch einer jeden vom Einzelnen einnehmbaren Position als eine zwar behauptbare, jedoch nicht zwischenmenschlich durchsetzbare Überzeugung im Sinne politischer Dominanz.
Language
English
Pages
27
Format
Kindle Edition
Release
January 15, 2014

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